Egal, wo ich hinschaue,
es scheint, als hätten die meisten Menschen heute keinen Bock auf Streit. Sie passen sich an, sie fügen sich, sie halten sich an die gesellschaftlichen Normen, wie man jetzt was sagt. Der eine gendert, der andere macht es anders – es gibt eine klare Erwartung, wie man sich zu verhalten hat. Doch das führt oft dazu, dass wir schnell in Schubladen gesteckt und ausgegrenzt werden, sobald wir nicht der Erwartung entsprechen. Mit meinen 62 Jahren halte ich von dieser Konfliktvermeidung herzlich wenig. Ich habe auf dieser Welt schon zu viel Leid und Elend gesehen, um einem Streit aus dem Weg zu gehen, wenn es darauf ankommt.
Reibung als Chance
Für mich ist das Streiten nicht nur erlaubt – es ist notwendig. Meine Partner, wie Mario Ecker und Barbara Messer, wissen das gut. Sie wissen, dass ich bereit bin, Konflikte auszutragen, dass ich loyal bin, dass ich kämpfe, wenn es nötig ist, und dass ich zu dem stehe, was ich für richtig halte. Ich bin nicht der Typ, der bei der ersten Herausforderung den Rückzug antritt. Im übertragenen Sinne bin ich der Letzte, der am Feuer bleibt, um sicherzustellen, dass wir nicht nur miteinander, sondern auch für eine gemeinsame Sache eintreten.
Echte Partnerschaft bedeutet für mich, sich gegenseitig herauszufordern, sich aneinander zu reiben und keine Angst vor den Ecken und Kanten zu haben, die dabei zum Vorschein kommen. Wenn wir uns nicht reiben und unsere unterschiedlichen Ansichten offen und ehrlich austauschen, was für ein Miteinander wäre das dann? Für mich ist Reibung keine Bedrohung, sondern eine Chance. Eine Chance, zu lernen, zu wachsen und wirklich gemeinsam Lösungen zu finden, die über das bloße „Ja und Amen“ hinausgehen.
Dialog bedeutet, nicht vorschnell abzuschließen
Eine der größten Lektionen, die ich über die Jahre gelernt habe – und die ich an Orten wie Tamera vertieft habe – ist, dass echter Dialog Zeit braucht. Gespräche können und sollten nicht vorschnell beendet werden, nur weil es unangenehm wird oder weil man sich an den ersten gemeinsamen Nenner klammern will. Es braucht die Reibung, die intensiven Auseinandersetzungen, um am Ende auf einen echten Konsens zu kommen. Ein Konsens, der mehr ist als nur eine oberflächliche Einigung.
Oft haben wir den Drang, Gespräche abzubrechen, sobald sie unbequem werden. Doch das ist, als würde man eine Aufgabe nur halb erledigen. Für mich ist klar: Ein Gespräch ist erst fertig, wenn wir wirklich auf einen Nenner kommen – einen, den alle Beteiligten mittragen können. Und das erfordert Zeit, Geduld und die Bereitschaft, auch mal hartnäckig zu sein und sich gegenseitig herauszufordern.
Loyalität heißt, nicht zu früh aufzugeben
Loyalität bedeutet für mich auch, nicht sofort klein beizugeben, wenn es schwierig wird. Es bedeutet, meinen Partnern, meinen Freunden und meiner Familie gegenüber so ehrlich und verbindlich zu sein, dass ich bereit bin, bis zum Ende zu bleiben, um eine Lösung zu finden. Ich scheue die Auseinandersetzung nicht – im Gegenteil, ich schätze sie. Denn ich weiß, dass echter Zusammenhalt und echtes Vertrauen nur entstehen können, wenn wir die harten Gespräche nicht meiden.
Mit Partnern wie Mario Ecker und Barbara Messer führe ich immer wieder Dialoge, in denen wir uns aneinander reiben und diskutieren. Das schätze ich ungemein. Es geht nicht darum, immer gleicher Meinung zu sein, sondern darum, so lange am Dialog festzuhalten, bis wir alle wirklich dahinterstehen können. Diese Art von Reibung und Diskurs führt uns weiter und sorgt dafür, dass wir am Ende nicht nur eine Lösung finden, sondern auch unsere Beziehung stärken.
Streit als Grundlage für echten Konsens
Streit, Reibung und Auseinandersetzung sind für mich kein Hindernis, sondern die Grundlage für echten Konsens. Nur wenn wir uns die Zeit nehmen, wirklich miteinander ins Gespräch zu gehen, können wir zu einem Ergebnis kommen, das für alle Seiten stimmig ist.
Ein Konsens, der nicht auf oberflächlichem Einverständnis beruht, sondern auf einem tiefen Verständnis füreinander und für das, was wir erreichen wollen.
Die Kunst des Dialogs habe ich an vielen Orten gelernt und immer wieder vertieft. Ein echter Dialogprozess erfordert Mut, Geduld und den Willen, das eigene Ego zurückzustellen. Er erfordert, dass wir die Ideen, die wir mitbringen, auf den Prüfstand stellen und bereit sind, sie anzupassen oder sogar loszulassen, wenn das größere Ganze es verlangt.
Fazit: Den Mut zum Streit und die Kunst des Dialogs
Ich werde oft als jemand wahrgenommen, der scharf guckt, der hinterfragt und der sich nicht scheut, Dinge anzusprechen. Das ist richtig – und ich bin stolz darauf. Für mich ist das die Grundlage, um ehrlich und authentisch zu leben und zu arbeiten. Halbwahrheiten und oberflächliches Einverständnis helfen niemandem. Was wir brauchen, ist die Bereitschaft, uns aneinander zu reiben, zu streiten und zu hinterfragen, bis wir zu einem Ergebnis kommen, das wirklich Bestand hat.
Ich bin dankbar für Partner, die diesen Weg mit mir gehen – die bereit sind, mit mir die tiefen und oft unbequemen Gespräche zu führen. Denn nur so entsteht echter Zusammenhalt und nur so können wir gemeinsam wachsen. Streit ist nichts, was ich scheue – es ist eine Notwendigkeit für echtes Miteinander und für den Fortschritt, den wir gemeinsam erreichen wollen.